Die wichtigsten “Möglichermacher” zum Unternehmen am Land

In unserem Forschungsprojekt #wefound haben wir uns auf die Suche begeben, nach mutigen Frauen in ländlichen Regionen in Österreich, die ihre Träume verwirklichen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft oder zum Klima leisten wollen - und das mit Unternehmertum, genauer gesagt mit Hilfe eines, ‘Social Business’ oder ‘ Social Entrepreneurship’. 

 

Fakten: Wer gründet in Österreich und wie?

In Österreich gibt es nur 36% sogenannte ‘Female Startups’ - das sind Start-ups, bei denen zumindest eine Frau im Gründungsteam ist. Als Startups werden allerdings nur die Art von jungen Unternehmen bezeichnet, die hochtechnologisch sind, mit einer starken Profit Orientierung und einem skalierbaren Geschäftsmodell. Es gibt auch andere Formen von Unternehmen - zum Beispiel ganz klassische Unternehmensgründungen, wie im Bereich der Dienstleistungen oder Gesundheit. In der Steiermark zum Beispiel waren 2022 unter den selbstständigen Apotheker*innen 66% Frauen, und unter den selbstständigen Psycholog*innen waren es über 80% Frauen. Somit gab es in der Steiermark bei allen Neugründungen 2021 insgesamt 57% Frauen.  

Unter einem ‘Social Business’ verstehen wir ein Unternehmen, das nicht ausschließlich einen Profit Gedanken verfolgt, sondern auch ein bestimmtes gesellschaftliches oder soziales Problem lösen möchte. Diese Herausforderungen können oft in Einklang mit einem der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sein. Unter allen Social Business Gründer*innen war 2021 fast jede 2. Gründer*in eine Frau (SENA Monitor 2020)! Die meisten Gründungen in Österreich finden allerdings in urbanen Regionen statt, denn dort gibt es meist auch ein größeres Angebot an Unterstützungsprogrammen.

 

Du willst gründen? Damit wirst du konfrontiert…

Spielst du mit dem Gedanken, dein Unternehmen zu gründen? Möchtest du damit ein gesellschaftliches oder ökologisches Problem in deiner Gemeinde angehen? Wir haben mit Gründerinnen aus ländlichen Regionen gesprochen, darüber was sie zurückhält, und was ihnen bei der erfolgreichen Gründung geholfen hat. Hier sind die relevantesten Hürden, die wir identifiziert haben - und besonders wichtig - unsere Tipps, wie du sie überwinden kannst!

 

MÖGLICHMACHER #1

Vereinbarkeit: Möglichkeiten u. Infrastruktur für Kinderbetreuung

Es ist kein Geheimnis, dass die Betreuungsarbeit für Kinder in Österreich zum großen Teil bei den Müttern liegt. Die Anzahl der Kinderbetreuungsangebote in Österreich ist zu niedrig, und in ländlichen Regionen meist noch weniger, als in urbanen.

Hierbei handelt es sich um strukturelle Hürden, auf die unser Projekt #wefound leider nur bedingt wirken kann. Allerdings ist es uns wichtig, dir zu sagen - du stehst nicht alleine mit dieser Herausforderung dar!

 

“Der Kindergarten macht um 15h zu. Wenn du dein Kind aber erst um 15h abholst, und es das Letzte im Kindergarten ist, bist du natürlich die Rabenmutter”

Anonyme Gründerin

 

Unsere strukturelle Forderung: Mehr Kinderbetreuungs-möglichkeiten und reale Karenz Zeiten für Väter! Vereinbarkeit JETZT!

 

MÖGLICHMACHER #2

Nachhaltige Finanzierung sichern

Ohne Moos, nix los! Die Unternehmensgründung erfordert natürlich nicht nur Zeit, sondern auch Kapital, gerade in der Anfangszeit, wenn du noch keine stabilen Einkünfte hast. Zum Glück gibt es in Österreich einige Anlaufstellen, wo du dir Unterstützung, auch finanzieller Art, holen kannst!

Das Eine ist, dich selbst während deiner Gründung zu finanziern. Wenn du zunächst angestellt warst, und dann entscheidest, selbst zu gründen, kannst du dich beim AMS melden, sowie dann ansuchen, in das Unternehmens-gründerprogramm (UGP) aufgenommen zu werden. Dazu musst du einen Businessplan (keine Sorge, dafür bekommst du eine Vorlage und Unterstützung!) schreiben und deine Idee vorstellen.

Wenn du in das Programm aufgenommen wirst, erhältst du sowohl eine monatliche Finanzierung über den Zeitraum deiner Gründung, als auch die Möglichkeit kostenfrei an vielen relevanten Workshops zur Unternehmensgründung teilzunehmen (Marketing, Buchhaltung, Steuern, Finanzplanung, Rechtliches…).

In diesen Workshops, gemeinsam mit der Beratung, wirst du dabei unterstützt, ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln, von dem du dich finanzieren kannst, und später auch deine Angestellte. Das Unternehmensgründerprogramm wird in den meisten Bundesländern in Österreich durch verschiedene Unternehmensberatungen durchgeführt. Workshops zur erfolgreichen Unternehmensgründung findest du natürlich ebenso bei deiner lokalen Niederlassung der Wirtschaftskammer Österreich.

Das Andere ist es, deinen Unternehmensstart- und Wachstum durch Eigenkapital, Zuschüsse von ‘Family & Friends’, öffentliche Fördergelder oder auch Business Angels und Investor*innen zu finanzieren. Diese Möglichkeiten solltest du unbedingt alle evaluieren - generell gilt je diverser deine Finanzierungsmöglichkeiten, desto besser und desto gestreuter ist dein Risiko. Übrigens: Nur jede 3. Gründerin nimmt öffentliche Förderungen in Anspruch - jedoch jeder 2. Gründer tut dies. Trau’ dich also, diese Steuergelder für dein Unternehmenswachstum in Anspruch zu nehmen, sie stehen dir zu, wie jedem anderen Gründer in Österreich. Förderstellen findest du ebenfalls in unserer Karte.

 

MÖGLICHMACHER #3

Unterstützung durch das private Umfeld und Beratungsstellen

Dieses Ergebnis unseres Forschungsprozesses betrübt uns am Meisten - oft mangelt es an Verständnis und Unterstützung, sowohl durch das private Umfeld, als auch teilweise durch Beratungsinstitutionen, wenn Frauen gründen wollen. Immer noch müssen Fauen sich anhören, dass sie besser zuhause blieben, oder ob sie neben dem Unternehmen noch genug Zeit für die Familie hätten.

Dein Leben - deine Wahl! Lass dich von solchen Sprüchen nicht verunsichern oder entmutigen. Niemand sonst weiß, was wirklich in dir steckt, welche Ideen, Träume, Potenziale und Ressourcen darauf warten, dass du sie in die Tat umsetzt. Also vertrau darauf, dass es einen guten Grund hat, warum du gründen möchtest. Denk dir bei Gegenwind lieber: Jetzt erst recht!

Solltest du das Gefühl haben, mit deiner Idee nicht ernst genommen zu werden, aktiv entmutigt werden - das musst du dir nicht gefallen lassen.

 

“Klassische Unternehmensberater haben das Verständnis nicht, verstehen die Ideen nicht, sehen nur die betriebswirtschaftliche Perspektive”

Anonyme Gründerin
 
 

Die meisten Beratungsinstitute haben sogenannte ‘Frauenbeauftragte’ an die du dich wenden kannst. Wenn du das Gefühl hast, es liegt eine Diskriminierung aufgrund zum Beispiel deines Geschlechts, vor, kannst du das melden. Darüber hinaus kann dich die Frauenbeauftragte auch an weiterführende Beratungsstellen oder Netzwerke verweisen, um dich bei deinem Gründungsvorhaben zu unterstützen. Wir selbst arbeiten aktuell mit einigen Berater*innen zusammen, um eine Sensibilisierung für die besondere Situation von Frauen in Gründung zu erreichen.

Des Weiteren haben sich unsere interviewten Unternehmerinnen selbst geholfen, indem sie sich eigene kleine ‘Unterstützungsgruppen’ zusammengestellt haben, das kann die beste Freundin oder die Nachbarin sein, jedenfalls jemand, der an dich und dein Potenzial glaubt. Manchmal reicht es, ein bis zwei enge Verbündete zu haben. Du kannst dich ebenso einem Frauennetzwerk anschließen oder Teil eines sogenannten ‘Inkubatoren Programms’ werden, das dir explizit dabei hilft, deine Idee zu einem Geschäft wachsen zu lassen.

Das Wichtigste ist, dass du mit vielen Menschen über deine Idee und dein Vorhaben sprichst, und im Austausch bleibst mit denjenigen, die an dich und dein Potenzial glauben und dich ermutigen, dranzubleiben.

 
 

MÖGLICHMACHER #4

Vorbilder: Mehr Role Models bitte, die ihren eigenen Weg gehen!

Oft haben wir in unseren Interviews gehört, wie alleine sich manche Gründerinnen gefühlt hat, auch als Unternehmerin am Land immer noch fühlt. Gerade, wenn du etwas machst, was nicht viele (Frauen) machen, zum Beispiel eine innovative Gründung, oder überhaupt, die Selbstständigkeit.

 

“Die größte Hürde war, dass ich es alleine vorwärts getrieben habe.”

Anonyme Gründerin
 

Wir wissen (aus eigener Erfahrung), dass es sehr herausfordernd ist, die Erste zu sein, die Pionierin, die etwas anders macht als andere. Dabei fühlt man sich sehr schnell alleine. Deswegen möchten wir dir mit unserem Projekt auch einen Mehrwert bieten, damit du von unseren Informationen und Netzwerk profitieren kannst.

Lass dir eines gesagt sein: Du bist sicher nicht allein, du musst die anderen vielleicht noch finden! Dazu möchten wir dir nochmals ans Herz legen, entweder deine eigene ‘Unterstützungsgruppe’ zusammenzustellen, oder dir einen für dich erreichbaren Verein, (Frauen)Netzwerk, oder eine andere Community zu suchen, die zu dir und deinem Vorhaben passt. Damit du deine Anlaufstelle findest, haben wir für dich in unserer Ökosystem-Karte alle möglichen Organisationen in Österreich zusammengestellt. Außerdem findest du bei uns bald eine Vorstellung verschiedener Unternehmerinnen, die innovative und wirkungsvolle Unternehmen am Land in Österreich gegründet haben, die du unbedingt kennen solltest, und die dich hoffentlich inspirieren werden!

 

NETZWERKE, DIE DU KENNEN SOLLTEST.

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